Mittwoch, 10. November 2010
Bericht und Fotos der Weihnachtsfahrt 2009
Im Buddhismus heisst es, dass es Glück bringt, wenn man einem Bettelmönch etwas gibt!
Ich bin zwar kein Mönch, aber trotzdem auf Betteltour !!
Am 23. November werde ich für einige Tage nach Rumänien fahren - die alljährliche Christkindl-Tour steht vor der Tür.
Einiges haben wir auf unserem Spendenkonto - viele Päckchen sind schon gepackt - aber ich weiss aus Erfahrung, dass es nie genug ist!
Deshalb möchte ich Sie alle bitten, wer vielleicht eine kleine Weihnachtsspende machen möchte - bitte denken Sie an "unsere" Kinder in Rumänien.
Es müssen keine grossen Spenden sein!
Jeder Euro (und auch jeder Cent) kommt den Kindern ganz direkt zugute!
Damit Sie sich ein wenig vorstellen können, was wir mit dem Geld machen, füge ich anschliessend den Bericht der Weihnachtsfahrt von 2009 an.
Und vielleicht stimmt es ja, was der Buddhismus sagt:
Einem Bettelmönch etwas zu geben bringt Glück!
Versuchen Sie es mal! Danke!
Liebe Freunde, liebe Helfer, liebe Spender,
dank Ihnen allen haben wir es wieder geschafft eine VW-Bus- Ladung voll Hilfsgüter zusammen zu stellen, und auch unser Portemonnaie war trotz der Krise soweit gefüllt, dass ich mich auf die traditionelle Weihnachtsfahrt begeben konnte.
Ich war wie immer mehr als voll beladen mit Weihnachtspaketen, die hauptsächlich von Beate Richter (Fa. Tusch & Richter) zusammengestellt und liebevoll gepackt waren.
Auch einige andere "Paten" hatten mir Pakete für "ihre" Familien in Rumänien übergeben.
Der "Rest" waren Lebensmittelpakete, die ich für die besonders kinderrreichen Familien zusammengestellt hatte, sowie jede Menge Süssigkeiten für die Kinder.
Am Mittwoch nachmittag konnte ich von hier abfahren, da ich mit dem Wetter grosses Glück hatte, war ich nachts um 3h in Cehu Silvaniei.
Mit Mariana (meiner unermüdlichen "Mittelmännin") hatte ich noch nachts die einzelnen Notfälle besprochen, und auch wo jeweils am dringendsten geholfen werden muss bzw. kann. Am frühen Morgen haben wir die Liste erstellt, wer wieviel Geld erhalten würde.
Zusammen mit Marcel haben wir dann den Bus entladen, und ihn entsprechend den Abladestellen wieder bepackt.
Die Pakete für einige Familien in Cehu, die Kindergärten in Cehu und Somes-Odorhei habe ich zurückgelassen, und mich dann auf die Rundreise gemacht.
Mein erstes Ziel war Zalnoc, wo die meisten der von uns unterstützten Familien leben. Gheorge Girzau hatte bereits die entsprechenden Familien informiert, und sie warteten bereits auf mich vor dem Haus der Ghirzaus.
Gheorge hatte mir einen Tisch vorbereitet, und rief die Mütter der Familien jeweils einzeln herein. Ich konnte so mit den einzelnen Familien ungestört sprechen und auch gemeinsam überlegen wie es weitergehen könne. Nach der Geldübergabe erhielten die Familien dann die jeweils für sie zusammengestellten Pakete. Da die Kinder der Familien um diese Zeit noch in der Schule bzw. Kindergarten waren, konnten die Eltern die Päckchen mit nach Hause nehmen, wenigstens in diesen Familien ist es sicher, dass das "Chriskind" kommen wird, in allen Päckchen waren Spielsachen und viele Süssigkeiten für Kinder.
Die Familien die keinen festen Paten in Deutschland haben, erhielten von mir die Lebensmittelpäckchen.
Es waren alle sehr froh. Die Hilfen kamen mehr als gerufen. Die Situation die ich vorfand, war schlechter als in all den letzten Jahren.
Das grosse Thema ist "die Krise" - selbst 6jährige haben mir erzählt, dass es diesmal im Kindergarten keine Süssigkeiten zur Weihnachtsfeier gab - wegen der Krise!
Alle der deutschen und japanischen Firmen (viele Autozulieferer) die ihre Produktionsstätten nach Rumänien verlegt haben, haben sehr viele der Angestellten und Arbeiter entlassen - auch rumänische Fabriken entlassen täglich Arbeiter - mangels Aufträge. Andere Arbeitsstellen sind nicht in Sicht. Dies zieht Kreise. Die entlassenen Arbeiter kümmern sich nun selbst um ihre Dinge, wie Brennholzbeschaffung, Garten- und Felderbestellung, -- für Diejenigen die diese Arbeiten vorher meist gegen Lebensmittel statt Geld übernommen hatten, fällt selbst dieser kleine Verdienst weg.
Niemand hat Geld, niemand kauft irgendetwas. Dies bringt wiederum viele der kleinen Ladenbesitzer, der Christbaumverkäufer, der Frisöre, der Blumenhändler, der kleinen Restaurants und Cafés an den Rand des Ruins.
Alle Schulen und Kindergärten hatten im November eine Woche, und jetzt im Dezember eine Woche geschlossen. Die Lehrer und Kindergärtnerinnen mussten eine Woche unbezahlten Urlaub nehmen. Für viele Kinder ist die kleine Mahlzeit die sie in Schule oder Kindergarten erhalten oft die einzige sichere Mahlzeit des Tages.
Es sind immer die Kinder, und die ganz Alten mit ihren winzigen Renten, die als erstes unter dieser Not zu leiden haben. In vielen Familien reicht das Geld nicht einmal für das erforderliche Brennholz.
Ich habe das Geld welches ich dabei hatte immer noch einmal geteilt, und noch einmal gestreckt, um wenigstens überall ein wenig Hoffnung zu hinterlassen.
Nach knapp 3 Stunden hatte ich alle Sorgen der Zalnocer Familien gehört - und alles verteilt, was ich für sie dabei hatte.
Es gab viele Tränen. Tränen der Freude, aber auch Tränen der Not und der Scham.
Und wie immer - meine Güter, mein Geld was mit zur Verfügung stand - es war viel zu wenig.
Dann habe ich mich auf den Rückweg gemacht, und in Bobota der Eugenia Bratis einen kleinen Besuch abgestattet. Die Situation im Hause Bratis ist mittlerweile etwas entspannter, da die beiden Enkelkinder die Eugenia aufgezogen hatte (Andrei konnte sogar die Universtät abschliessen) einigermassen auf eigenen Beinen stehen.
Andrea arbeitet als Haushaltshilfe und Kindermädchen in Italien, Andrei in Satu Mare (bei einem deutschen Autozulieferer).
Eugenia erzählte mir, dass sie derzeit Schulden hat bei diversen Nachbarn und dem Pfarrer, da sie verschiedenen medizinische Behandlungen benötigte, die sie sonst nicht hätte bezahlen können. Auch hier habe ich ein wenig Geld gelassen. Wieder Tränen.
Meine nächste Station war die Familie Ghivirighe, momentan wieder einmal ein Sorgenkind. Mutter Jolan (die 17 Kindern das Leben geschenkt hat) wurde inzwischen operiert. Eine weitere OP, die eigentlich geplant war, konnten die Ärzte aufgrund ihres schlechten Allgemeinzustandes nicht durchführen.
Die diversen Berichte über ihren Gesundheitszustand sind so unsinnig und widersprüchlich - ich glaube, dass sie selbst nicht verstanden hat, was ihr eigentlich fehlt, und was medizinisch getan oder auch nicht getan werden kann.
Der Arzt in Cehu sagte mir, dass es sich wohl um Leberkrebs handelt - in welchem Stadium ? Niemand kann es mir wirklich sagen.
Aber es geht Jolan sichtbar sehr schlecht.
Als ich ankam, sind wir vor der Haustür aufeinander getroffen. Ein Teil der Familie kam gerade von einer Beerdigung zurück. Ein 4 Monate altes Enkelkind von Jolan war gestorben - ich konnte nicht mehr nachvollziehen von welcher Tochter oder welchen Sohn es das Kind war, obwohl ich die Familie seit fast 20 Jahren kenne. Das kleine Haus ist immer überbevölkert - immer voll mit immer neuen Kindern, Enkelkindern ... Die streng religiöse Einstellung der Familie hilft ihnen zwar ihr Leben zu ertragen, verbietet aber auch Empfängnisverhütung. Ich kann es bis heute nicht verstehen - ich kann nur helfen, dass wenigstens die überlebenden Kinder nicht zu sehr hungern. Die Kinder sind unschuldig. Unschuldig und hungrig.
Einer von Jolans Söhnen (Peter 25 Jahre) hatte bis zum Frühjahr in Ungarn gearbeitet, und konnte von dem Verdienst für verschiedene Hilfsarbeiten immer wieder etwas Geld nach Hause schicken. Seit dem Sommer ist er wieder zuhause. Krise auch in Ungarn!
Er hat zusammen mit seiner jungen Ehefrau und dem 7 Monate altem Söhnchen ein Hinterzimmer des Hauses bezogen - eine einzige Katastrophe! Keine Heizung, kein Strom, kein Essen! Das Dach ist undicht, die Lumpen auf dem Bett sind feucht und klamm - die Wände des Lehmhauses sind undicht - man sieht Spuren und Gänge von Ratten.
Wenigstens hatte ich wirklich viele Lebensmittel für diese Familie dabei, und auch einiges an Geld. Ein weiteres Monat "Leben" ist gesichert.
Gegen 17h bin ich ziemlich erschöpft in Cehu angekommen.
Zusammen mit Mariana und Adrienn haben wir einige der verbliebenen Pakete geöffnet, und anhand von Listen viele kleine Tütchen zusammengestellt. Rund 100 Kinder sollen am Freitag vom Weihnachtsmann im Kinderhort bedacht werden. Mariana und ihre Kolleginnen hatten dafür extra ein Weihnachtsmann-Kostüm besorgt.
Ausserdem haben wir auch wieder kleine Päckchen mit Kleidung, Spielzeug und Süssigkeiten für arme kinderreiche Familien in Cehu zusammengepackt.
Die Geschichten über die Armut reissen diesmal nicht ab.
Mariana, die im Kinderhort in Cehu arbeitet, erzählt mir, dass sie vor einigen Wochen im Kinderhort überall kleine schwarze Flecken gefunden hat. Sie haben gesucht, woher diese wohl kommen. Ein kleiner Junge hatte sie verteilt. Mit seinen Hausschuhen. Sein Vater hatte die völlig durchlöcherten Schuhe mit Bitumen bestrichen. Zuhause war es so kalt, dass dieses fest wurde. Im geheizten Kindergarten wurde es wieder weich, und der kleine Kerl hat überall Spuren hinterlassen. Sichtbare Spuren der Armut!
Wir suchen einige Kinderschuhe aus den Päckchen, und bringen sie zu dieser Familie.
Es gibt so viele Familien, die keine Schuhe für ihre Kinder kaufen können.
Später - es ist mittlerweile schon dunkel - mache ich mich mit Adrienn auf eine kleine Stadtrundfahrt in Cehu. Wir bringen Tüten mit Spielzeug und Süssigkeiten zu mehreren Familien.
Alle Häuser die wir betreten, sind eiskalt, es riecht sauer und unangenehm, in den meisten ist es dunkel.
Die beschenkten Kinder haben leuchtende Augen, die Mütter weinen.
Bei diesen Familien habe ich keine Fotos mehr gemacht - ich wollte die Scham der Mütter nicht noch vergrössern, aber vergessen werde ich die Bilder in meinem Gehirn nicht so schnell.
Gegen 20h hatten wir alles aber wirklich alles verteilt, mit Ausnahme der Tütchen, die der "Weihnachtsmann" am nächsten Tag im Hort verteilen wird.
Zusammen mit Mariana und Marcel haben wir abends noch ein wenig Bilanz gezogen - besser und effektiver hätten wir Geld und Sachspenden nicht einsetzen können!
Meine Rückreise am Freitag verlief problemlos und schnell. Heute schneit es in Rumänien - ich habe meine Weihnachtsfahrt gerade noch rechtzeitig beendet. Wahrscheinlich hat uns das Christkind begleitet.
Nun bleibt es mir nur noch, mich bei Ihnen ganz herzlich zu bedanken, dass Sie auch in diesem Jahr an die Kinder in Rumänien gedacht haben - jede Spende, auch wenn sie klein ist, hilft uns helfen - wir versuchen mit jedem Euro die maximale Hilfe zu leisten.
Ihre Uschy Schlichtinger
Die Fotos der Weihnachtsfahrt 2009 finden Sie unter:
http://picasaweb.google.de/uschy55/ROHilfeWeihnachtsfahrt09#
Strasse in Rumänien
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