Sonntag, 4. Dezember 2011

Weihnachtsfahrt 2011

Liebe Spender, liebe Helfer!

Vorab meinen Dank an alle die direkt und indirekt mitgeholfen haben, dass wir auch in diesem Jahr wieder eine schöne Bescherung für viele bringen konnten, die nicht auf der Fahrtroute des echten Christkindels stehen!

Ingrid in Zalnoc
Diesmal war ich nicht alleine unterwegs, sondern habe ein liebe Begleitung gefunden!
Ingrid Schenk hat mich aber nicht nur begleitet, sondern auch ihre tolle Fotoausrüstung mitgeführt - und hat die Rumänienfahrt und die Weihnachtsaktion in Bildern festgehalten.


Ausserdem habe diesmal nicht ich, sondern Ingrid den Bericht über unsere Fahrt geschrieben,

Für mich war dies nicht nur eine Arbeitserleichterung, sondern ich denke, dass es interessant ist, Rumänienhilfe mal mit Augen zu sehen, von jemandem der noch nie in Rumänien war!

Viel Spass beim Lesen! 
wünscht Ihnen Uschy Schlichtinger
(1.Vors. der Familienhilfe für Rumänien e.V.)


Christkindlfahrt nach Rumänien
27. – 30.11.2011

Diesen November habe ich die Möglichkeit, eine ganz besondere Reise zu machen.
Uschy hat mich eingeladen, sie auf der alljährlichen Christkindlfahrt nach Rumänien zu begleiten, ihr beim Verteilen der Sach- und Geldspenden zu helfen und eine Fotodokumentation zu erstellen. Die paar Tage vergehen wie im Flug und dennoch – auf Grund der vielen Eindrücke und Erlebnisse auf dieser Reise kommt es mir vor, als wären wir 3 Wochen unterwegs. Diese paar wenigen Tage in Rumänien sind geprägt von vielen positiven Eindrücken wie z.B. der großen Dankbarkeit und Gastfreundschaft der Besuchten oder die sehr gute Betreuung und Pflege im Altersheim von Cehu. Natürlich bekomme ich auch die negativen Facetten eines Landes zu sehen, in dem viele Menschen unter Bedingungen leben, die wir uns in Deutschland kaum vorstellen können.

Sonntag, 27.11.2011
Nach einem schönen Sonntag mit strahlendem Sonnenschein in Kallmünz freue ich mich darauf zusammen mit Uschy, in Richtung Rumänien loszufahren. 
Die Menge der Spenden und Geschenke ist so groß, dass wir nicht alleine fahren und so warten wir auf den langersehnten Anruf und Startschuss von Harry. Um 18 Uhr ist es endlich soweit – nur wo ist jetzt der Autoschlüssel? Zum Glück gibt es noch einen Ersatzschlüssel und los geht’s.
In Regensburg treffen wir auf Harry, unseren „Bodyguard“, der mit dem zweiten Transporter hinter uns herfährt. 

Auf die Autobahn und dann durch Österreich und Ungarn bei Nacht – es läuft alles wie am Schnürchen, ohne Stau, Regen oder den befürchteten Nebel. 
An der Grenze nach Rumänien kommen wir auch gut durch – der Grenzbeamte fragt nur neugierig, was wir da alles mit dabei haben, aber die Perso’s will er nicht wirklich sehen. 
Pferdekutschen- ob es die in in paar Jahren nch geben wird?
Direkt nach der Grenze ändert sich die Qualität der Straßen drastisch. Mit viel Verkehr, Pferdekutschen, Traktoren und Baustellen zieht sich die Strecke durch Rumänien bis nach Cehu noch ziemlich lange hin und bei diesem Durchrütteln auf den Patchwork-Straßen frage ich mich, was ich mir da bloß dabei gedacht habe, Uschy auf dieser Reise zu begleiten. Ich hoffe, die nächsten paar Tage in Rumänien werden die 13-stündige Anreise und die Strapazen vor allem auf dem letzten Stück wieder entschädigen!

 
Montag, 28.11.2011
Am frühen Morgen kommen wir endlich in Cehu an und werden von Mariana herzlich empfangen. Für die Süchtigen gibt es erst mal eine Zigarette mit Kaffee und die wichtigsten Neuigkeiten werden ausgetauscht und dann geht es für ein paar wenige Stunden ins Bett oder auf die Couch. Nach 3 Stunden Schlaf und einem leckeren Salat de Boeuf (ohne Rindfleisch aber mit Schweinefleisch, wie so üblich in Rumänien) machen wir uns auf den Weg zu unserer ersten Station. 
Da Harry am Nachmittag schon wieder sich auf den Weg nach Deutschland machen muss und in seinem Transporter hauptsächlich Kartons für das Altersheim sind, bringen wir diese Spenden direkt vorbei (und vermeiden damit zusätzliches Aus- und Umräumen). 
Am Altersheim von Cehu erwartet uns ein neues Tor. Auch im und vor dem Gebäude gibt es einiges Neues. Das Haus wird von Grund auf saniert, es gibt einen neuen Aufzug und eine Springbrunnen im Garten. 
Fleissige Helfer beim Ausladen
Im Transporter befindet sich noch ein Karton mit Kuscheltieren, der eigentlich für die Kinder gedacht ist, die wir in den nächsten Tagen antreffen werden. Aber auch manche ältere Menschen kann man mit einer lustigen bunten Puppe glücklich machen. Cumi vom Altersheim kennt die Bewohner genau und weiß, für wen ein solches Geschenk etwas Besonderes ist. Wir übergeben die Puppe einer alten Frau, die sich das Bett und die lustige Dinosaurierbettwäsche schon mit zwei anderen Puppen teilt. Als ich die strahlenden Augen sehe, sind die ganzen Strapazen der langen Anreise wieder komplett vergessen;-) Ein Name für die Puppe ist auch schnell gefunden: Moritzka.
Zurück am Haus verabschieden wir uns von Harry, der sich inzwischen gestärkt hat und den Rückweg antritt. 
Dann machen wir uns ans Aus- und Umräumen des VW-Busses, laden einige Pakete im Haus oder in der Garage ab und sortieren die Pakete nach Familien und Abladestationen. 
Die Süßigkeiten und Spielsachen, die für die drei Kindergärten gedacht sind, werden gerecht aufgeteilt. Unser technisches Verständnis wird dabei auch geprüft: wie bringt man das wiehernde Steckenpferd zum wiehern? Nach langem Suchen ist der Knopf im Ohr gefunden. Marianas Hund ist ganz begeistert von den ungewohnten Geräuschen, die das Kuscheltier von sich gibt. Und wie müssen die Kinderstühle zusammengebaut werden, dass man sich darauf setzen kann? Wie muss nur das Mobile zusammengesteckt werden? Und so weiter und so fort. Am Abend bringen wir den einen Teil nach Somes Odorhei zu Vio, die die Geschenke dann an die Kinder im Kindergarten und der Grundschule dort verteilen wird.

Dienstag, 29.11.2011
Nach dem wohlverdienten Ausschlafen und einem leckeren Frühstück packen wir die Pakete für den heutigen Tag wieder in den Bus. 
Wir machen uns auf den Weg in das etwa 60 km entfernte Zalnoc. Unterwegs kommen wir an einem schiefen Strommast vorbei. Das ist für Rumänien normal und Uschy macht sich einen Spaß daraus, „ihren“ Strommast jedes Jahr aufs Neue zu fotografieren. Nur irgendwie ist er dieses Jahr nicht mehr so schief. Die Rumänen werden ihn doch sicher nicht etwa aufgerichtet haben? Die Lösung kommt ein paar Kurven später: es war der falsche Strommast, Uschys schiefen Mast erreichen wir erst jetzt und er steht immer noch so schräg da wie im Jahr zuvor.
Das letzte Stück vor Zalnoc kommt eine große Überraschung: die Straße ist ganz neu. Im Jahr zuvor war das nur eine Schotterpiste und jetzt ist sie neu geteert. Hoffentlich übersteht die Straße den nächsten Winter gut!
Kuscheltiere für glückliche Kinder
Bei George und seiner Familie werden wir schon erwartet und ein paar Familien sind auch schon da um Pakete entgegen zu nehmen. 
Die Kisten mit Kinderkleidern und anderen Sachspenden werden mit den Namen der Familien beschriftet und ins Haus getragen – ebenso wie die Weihnachtspäckchen. Die anwesenden Familien werden einzeln reingerufen und bekommen ihre Umschläge mit Geld überreicht. Und den Kindern drücken wir jeweils ein Kuscheltier und einen Schokoladen-Nikolaus in die Hand. 
Ein paar rumänische Begriffe habe ich mir schon zu Hause angeeignet und Uschy hat mir auf der Fahrt noch etwas beigebracht. Für viel reicht es nicht, aber die Rumänen freut es sehr, dass ich wenigstens „Hallo“, „Danke“, „Wie heißt du?“ oder „Ich heiße Ingrid“ in ihrer Sprache sagen kann. Das Verstehen ist schon einfacher, da ich viele Wörter aus dem Französischen oder Spanischen herleiten kann. Aber Uschy übersetzt mir einiges direkt bzw. erzählt mir später auf der Fahrt von den Sorgen und Erlebnissen, die ihr die Familien mitteilen.
George ist im Moment dabei, eine medizinische Ausbildung abzuschließen. Damit kann die Erstversorgung im Ort sehr verbessert werden. Aber natürlich fehlt es auch hier an vielen Dingen: Spritzen, Pflaster, Medikamente, Desinfektionsmittel…
Einer der heute Beschenkten kommt noch mal zurück und bringt eine Trinkwasserflasche vorbei – nur da ist kein Wasser drin, sondern selbstgebrannter Zwetschgenschnaps. Ein „Nein“ von uns wird nicht akzeptiert. Die Familien, die so wenig haben und für die der Schnaps ein wertvolles Zahlungsmittel ist, sind so dankbar und glücklich, dass wir sie unterstützen!

Bunte Wohnung von Maria
Wir fahren noch weiter zu Maria, einer Zigeunerin, damit ich einen Eindruck von ihrem Zuhause bekomme. Seit einem Jahr hat sie Dank der „Familienhilfe für Rumänien e.V.“ auch einen Stromanschluss. Die Wohnung, bestehend aus 2 Zimmern, ist sehr schön eingerichtet und die Wände sind in kräftigen Farben gestrichen. Natürlich gibt es einen Kamin, für den Maria das Holz selbst sammelt. 

Zurück am VW-Bus wartet schon eine Familie mit 3 kleinen Kindern, die gerne auch ein paar Kuscheltiere und etwas Schokolade haben möchten. Es spricht sich schnell herum, dass wir da sind und der deutsche Bus im Ort fällt natürlich auch auf.
Auf der Rückfahrt halten wir in Bobota und besuchen Eugenia. Bei ihrer Familie kann der Verein einen großen Erfolg verzeichnen. Ihre beiden Enkelkinder wurden als sie 3 bzw. 6 Jahre alt waren vom Jugendamt weggenommen und in ein Kinderheim gesteckt (was in Rumänien keine Verbesserung der Situation für die Kinder bedeutet). Mit Hilfe von Spenden war es möglich, dass die beiden Enkelkinder wieder zu ihr zurückkommen und bei ihr aufwachsen konnten. Außerdem konnten Sie die weiterführende Schule besuchen und somit eine sehr gute Schulbildung erhalten. Andrei hat jetzt mit 25 Jahren eine sichere Stelle als „Direktor“ (wahrscheinlich Abteilungsleiter). 

Nach Sonnenuntergang auf der Rückfahrt
Bevor wir weiterfahren, fotografiere ich am Straßenrand einen Brunnen. Viele Häuser haben hier Brunnen oder wie hier über einen öffentlichen Brunnen Wasser mit Eimern holen. Ein Mann kommt vorbei und fragt mich, warum ich den Brunnen fotografiere – die Kirche sollte ich fotografieren, die ist viel schöner…;-)

Inzwischen wird es schon langsam dunkel und wir machen uns auf den Rückweg. Als ich auf der Landstraße einen herbstlichen Baum zur Blauen Stunde als schönen Abschluss für diesen Tag fotografiere, hält ein Auto neben uns an und fragt, ob wir eine Panne haben und Hilfe brauchen. Hier braucht man sich wirklich keine Sorgen machen, die Menschen sind füreinander da und kümmern sich auch um Fremde…




Mittwoch, 30.11.2011
Im Atelier im Altenheim
Heute Morgen fahren wir nochmals zum Altersheim, bringen noch ein paar weitere Spenden mit und bekommen eine ausführliche Führung. Im Atelier wird fleißig gearbeitet und die in Handarbeit hergestellte Weihnachtsdekoration aus nahezu ausschließlich Naturmaterialien werden dann von Cumi mit nach Belgien genommen und dort verkauft. Damit die Bewohner des Altersheims auch geistig fit bleiben, kann hier auch z.B. gepuzzelt werden und die Uhr im Flur ist groß genug, dass auch sie zur geistigen Fitness anregt. 
Bevor wir weiterfahren kommt noch eine kleine Überraschung: Alle anwesenden Personen haben sich für ein Gruppenbild zusammen mit uns versammelt.
Eine Station fehlt jetzt noch: Lelei, wo wir zu unserer Sorgenfamilie kommen: 17 Kinder und unzählige Enkelkinder und die Mutter ist seit 3 Jahren krank. Die 17 jährige Tochter ist mit dem jüngsten Enkelsohn auch anwesend. Zum Glück wird die Familie durch Paten in Italien unterstützt! Von uns erhalten sie mehrere Kisten mit Kleidung, Decken ein paar Kuscheltiere und natürlich auch etwas Schokolade. 

Das Pflichtprogramm für uns ist damit vorbei. Wir haben sämtliche Kisten verteilt bzw. für die weitere Verteilung bei unseren Helfern vor Ort abgegeben und so können wir uns langsam auf den Rückweg machen. 
Diesmal fahren wir nicht an einem Stück durch, sondern gönnen uns ein leckeres Abendessen in Oradea, in der Nähe der Grenze zu Ungarn, und übernachten bei einer Bekannten in Budapest. Nach ein paar schönen sonnigen Tagen in Rumänien haben wir mit Budapest leider nicht so viel Glück: Auf der Hinfahrt konnte ich die Hauptstadt Ungarns bei Nacht genießen, auf der Rückfahrt, gönnen wir uns eine kleine Sightseeingtour nach Buda mit einem wundervollen Blick auf die ganze Stadt, die an diesem Tag leider in einer Nebelsuppe liegt;-)

(Bericht und Fotos von Ingrid Schenk)