Das heisst: Christus ist auferstanden, und ist der traditiononelle Ostergruss in Rumänien.
und Ostern in Rumänien ist HEUTE,
den 28. April 2019!
Das Osterdatum ist das Datum für den Ostersonntag im christlichen Jahreskreis. Auf Grund neutestamentlicher Überlieferung wurde der Ostertermin festgelegt als der erste Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Vereinbartes Datum für den frühesten Frühlingsvollmond ist der 21. März, so dass der früheste Ostersonntag auf den 22. März fällt, da späteste Datum der 25. April.
Dies gilt natürlich auch für die für die Christen in Rumänien. Allerdings ist die grosse Mehrheit orthodox, und die orthodoxe Kirche legt den julianischen (und nicht wie wir den gregorianischen) Kalender zugrunde. Und nach dem julianischen Kalender ist heute erst der 15. April!
Ansonsten ähneln sich die Osterbräuche - - und auch, dass sich die Kinder über buntgefärbte Eier, und einen Schokoladehasen freuen!
Allen die uns immer noch unterstützen dass wir wir helfen können den Kindern eine Freude zu machen ein dickes DANKESCHÖN!
Danke im Namen der Kinder -
und
HRISTOS A INVIAT!
Ihre Uschy Schlichtinger 1. Vorsitzende der "Familienhilfe für Rumänien. eV"
In der letzten Märzwoche bin ich nach Rumänien gefahren.
Eigentlich ganz privat, aber natürlich hatte ich unseren VW-Bus voll mit "Osterhasen" - solchen aus Schokolade, aber natürlich auch nützlichem wie Kleidung, Bettwäsche, Lebensmitteln und noch vielem mehr.
Einer meiner Besuche galt dem kleinem Altenheim in Cehu Silvaniei - und dort bin ich mitten in die März-Geburtstagsfeier geplatzt.
Das Heim feiert in jedem Monat einmal den Geburtstag aller derer die in diesem Monat Geburtstag haben, und wie man sieht, alle Heimbewohner mögen diese Feier.
Vorab meinen Dank an alle die direkt und indirekt mitgeholfen haben, dass wir auch in diesem Jahr wieder eine schöne Bescherung für viele bringen konnten, die nicht auf der Fahrtroute des echten Christkindels stehen!
Ingrid in Zalnoc
Diesmal war ich nicht alleine unterwegs, sondern habe ein liebe Begleitung gefunden!
Ingrid Schenk hat mich aber nicht nur begleitet, sondern auch ihre tolle Fotoausrüstung mitgeführt - und hat die Rumänienfahrt und die Weihnachtsaktion in Bildern festgehalten.
Ausserdem habe diesmal nicht ich, sondern Ingrid den Bericht über unsere Fahrt geschrieben,
Für mich war dies nicht nur eine Arbeitserleichterung, sondern ich denke, dass es interessant ist, Rumänienhilfe mal mit Augen zu sehen, von jemandem der noch nie in Rumänien war!
Viel Spass beim Lesen!
wünscht Ihnen Uschy Schlichtinger
(1.Vors. der Familienhilfe für Rumänien e.V.)
Christkindlfahrt nach Rumänien
27. – 30.11.2011
Diesen November habe ich die Möglichkeit, eine ganz besondere Reise zu machen.
Uschy hat mich eingeladen, sie auf der alljährlichen Christkindlfahrt nach Rumänien zu begleiten, ihr beim Verteilen der Sach- und Geldspenden zu helfen und eine Fotodokumentation zu erstellen. Die paar Tage vergehen wie im Flug und dennoch – auf Grund der vielen Eindrücke und Erlebnisse auf dieser Reise kommt es mir vor, als wären wir 3 Wochen unterwegs. Diese paar wenigen Tage in Rumänien sind geprägt von vielen positiven Eindrücken wie z.B. der großen Dankbarkeit und Gastfreundschaft der Besuchten oder die sehr gute Betreuung und Pflege im Altersheim von Cehu. Natürlich bekomme ich auch die negativen Facetten eines Landes zu sehen, in dem viele Menschen unter Bedingungen leben, die wir uns in Deutschland kaum vorstellen können.
Sonntag, 27.11.2011
Nach einem schönen Sonntag mit strahlendem Sonnenschein in Kallmünz freue ich mich darauf zusammen mit Uschy, in Richtung Rumänien loszufahren.
Die Menge der Spenden und Geschenke ist so groß, dass wir nicht alleine fahren und so warten wir auf den langersehnten Anruf und Startschuss von Harry. Um 18 Uhr ist es endlich soweit – nur wo ist jetzt der Autoschlüssel? Zum Glück gibt es noch einen Ersatzschlüssel und los geht’s.
In Regensburg treffen wir auf Harry, unseren „Bodyguard“, der mit dem zweiten Transporter hinter uns herfährt.
Auf die Autobahn und dann durch Österreich und Ungarn bei Nacht – es läuft alles wie am Schnürchen, ohne Stau, Regen oder den befürchteten Nebel.
An der Grenze nach Rumänien kommen wir auch gut durch – der Grenzbeamte fragt nur neugierig, was wir da alles mit dabei haben, aber die Perso’s will er nicht wirklich sehen.
Pferdekutschen- ob es die in in paar Jahren nch geben wird?
Direkt nach der Grenze ändert sich die Qualität der Straßen drastisch. Mit viel Verkehr, Pferdekutschen, Traktoren und Baustellen zieht sich die Strecke durch Rumänien bis nach Cehu noch ziemlich lange hin und bei diesem Durchrütteln auf den Patchwork-Straßen frage ich mich, was ich mir da bloß dabei gedacht habe, Uschy auf dieser Reise zu begleiten. Ich hoffe, die nächsten paar Tage in Rumänien werden die 13-stündige Anreise und die Strapazen vor allem auf dem letzten Stück wieder entschädigen!
Montag, 28.11.2011
Am frühen Morgen kommen wir endlich in Cehu an und werden von Mariana herzlich empfangen. Für die Süchtigen gibt es erst mal eine Zigarette mit Kaffee und die wichtigsten Neuigkeiten werden ausgetauscht und dann geht es für ein paar wenige Stunden ins Bett oder auf die Couch. Nach 3 Stunden Schlaf und einem leckeren Salat de Boeuf (ohne Rindfleisch aber mit Schweinefleisch, wie so üblich in Rumänien) machen wir uns auf den Weg zu unserer ersten Station.
Da Harry am Nachmittag schon wieder sich auf den Weg nach Deutschland machen muss und in seinem Transporter hauptsächlich Kartons für das Altersheim sind, bringen wir diese Spenden direkt vorbei (und vermeiden damit zusätzliches Aus- und Umräumen).
Am Altersheim von Cehu erwartet uns ein neues Tor. Auch im und vor dem Gebäude gibt es einiges Neues. Das Haus wird von Grund auf saniert, es gibt einen neuen Aufzug und eine Springbrunnen im Garten.
Fleissige Helfer beim Ausladen
Im Transporter befindet sich noch ein Karton mit Kuscheltieren, der eigentlich für die Kinder gedacht ist, die wir in den nächsten Tagen antreffen werden. Aber auch manche ältere Menschen kann man mit einer lustigen bunten Puppe glücklich machen. Cumi vom Altersheim kennt die Bewohner genau und weiß, für wen ein solches Geschenk etwas Besonderes ist. Wir übergeben die Puppe einer alten Frau, die sich das Bett und die lustige Dinosaurierbettwäsche schon mit zwei anderen Puppen teilt. Als ich die strahlenden Augen sehe, sind die ganzen Strapazen der langen Anreise wieder komplett vergessen;-) Ein Name für die Puppe ist auch schnell gefunden: Moritzka.
Zurück am Haus verabschieden wir uns von Harry, der sich inzwischen gestärkt hat und den Rückweg antritt.
Dann machen wir uns ans Aus- und Umräumen des VW-Busses, laden einige Pakete im Haus oder in der Garage ab und sortieren die Pakete nach Familien und Abladestationen.
Die Süßigkeiten und Spielsachen, die für die drei Kindergärten gedacht sind, werden gerecht aufgeteilt. Unser technisches Verständnis wird dabei auch geprüft: wie bringt man das wiehernde Steckenpferd zum wiehern? Nach langem Suchen ist der Knopf im Ohr gefunden. Marianas Hund ist ganz begeistert von den ungewohnten Geräuschen, die das Kuscheltier von sich gibt. Und wie müssen die Kinderstühle zusammengebaut werden, dass man sich darauf setzen kann? Wie muss nur das Mobile zusammengesteckt werden? Und so weiter und so fort. Am Abend bringen wir den einen Teil nach Somes Odorhei zu Vio, die die Geschenke dann an die Kinder im Kindergarten und der Grundschule dort verteilen wird.
Dienstag, 29.11.2011
Nach dem wohlverdienten Ausschlafen und einem leckeren Frühstück packen wir die Pakete für den heutigen Tag wieder in den Bus.
Wir machen uns auf den Weg in das etwa 60 km entfernte Zalnoc. Unterwegs kommen wir an einem schiefen Strommast vorbei. Das ist für Rumänien normal und Uschy macht sich einen Spaß daraus, „ihren“ Strommast jedes Jahr aufs Neue zu fotografieren. Nur irgendwie ist er dieses Jahr nicht mehr so schief. Die Rumänen werden ihn doch sicher nicht etwa aufgerichtet haben? Die Lösung kommt ein paar Kurven später: es war der falsche Strommast, Uschys schiefen Mast erreichen wir erst jetzt und er steht immer noch so schräg da wie im Jahr zuvor.
Das letzte Stück vor Zalnoc kommt eine große Überraschung: die Straße ist ganz neu. Im Jahr zuvor war das nur eine Schotterpiste und jetzt ist sie neu geteert. Hoffentlich übersteht die Straße den nächsten Winter gut!
Kuscheltiere für glückliche Kinder
Bei George und seiner Familie werden wir schon erwartet und ein paar Familien sind auch schon da um Pakete entgegen zu nehmen.
Die Kisten mit Kinderkleidern und anderen Sachspenden werden mit den Namen der Familien beschriftet und ins Haus getragen – ebenso wie die Weihnachtspäckchen. Die anwesenden Familien werden einzeln reingerufen und bekommen ihre Umschläge mit Geld überreicht. Und den Kindern drücken wir jeweils ein Kuscheltier und einen Schokoladen-Nikolaus in die Hand.
Ein paar rumänische Begriffe habe ich mir schon zu Hause angeeignet und Uschy hat mir auf der Fahrt noch etwas beigebracht. Für viel reicht es nicht, aber die Rumänen freut es sehr, dass ich wenigstens „Hallo“, „Danke“, „Wie heißt du?“ oder „Ich heiße Ingrid“ in ihrer Sprache sagen kann. Das Verstehen ist schon einfacher, da ich viele Wörter aus dem Französischen oder Spanischen herleiten kann. Aber Uschy übersetzt mir einiges direkt bzw. erzählt mir später auf der Fahrt von den Sorgen und Erlebnissen, die ihr die Familien mitteilen.
George ist im Moment dabei, eine medizinische Ausbildung abzuschließen. Damit kann die Erstversorgung im Ort sehr verbessert werden. Aber natürlich fehlt es auch hier an vielen Dingen: Spritzen, Pflaster, Medikamente, Desinfektionsmittel…
Einer der heute Beschenkten kommt noch mal zurück und bringt eine Trinkwasserflasche vorbei – nur da ist kein Wasser drin, sondern selbstgebrannter Zwetschgenschnaps. Ein „Nein“ von uns wird nicht akzeptiert. Die Familien, die so wenig haben und für die der Schnaps ein wertvolles Zahlungsmittel ist, sind so dankbar und glücklich, dass wir sie unterstützen!
Bunte Wohnung von Maria
Wir fahren noch weiter zu Maria, einer Zigeunerin, damit ich einen Eindruck von ihrem Zuhause bekomme. Seit einem Jahr hat sie Dank der „Familienhilfe für Rumänien e.V.“ auch einen Stromanschluss. Die Wohnung, bestehend aus 2 Zimmern, ist sehr schön eingerichtet und die Wände sind in kräftigen Farben gestrichen. Natürlich gibt es einen Kamin, für den Maria das Holz selbst sammelt.
Zurück am VW-Bus wartet schon eine Familie mit 3 kleinen Kindern, die gerne auch ein paar Kuscheltiere und etwas Schokolade haben möchten. Es spricht sich schnell herum, dass wir da sind und der deutsche Bus im Ort fällt natürlich auch auf.
Auf der Rückfahrt halten wir in Bobota und besuchen Eugenia. Bei ihrer Familie kann der Verein einen großen Erfolg verzeichnen. Ihre beiden Enkelkinder wurden als sie 3 bzw. 6 Jahre alt waren vom Jugendamt weggenommen und in ein Kinderheim gesteckt (was in Rumänien keine Verbesserung der Situation für die Kinder bedeutet). Mit Hilfe von Spenden war es möglich, dass die beiden Enkelkinder wieder zu ihr zurückkommen und bei ihr aufwachsen konnten. Außerdem konnten Sie die weiterführende Schule besuchen und somit eine sehr gute Schulbildung erhalten. Andrei hat jetzt mit 25 Jahren eine sichere Stelle als „Direktor“ (wahrscheinlich Abteilungsleiter).
Nach Sonnenuntergang auf der Rückfahrt
Bevor wir weiterfahren, fotografiere ich am Straßenrand einen Brunnen. Viele Häuser haben hier Brunnen oder wie hier über einen öffentlichen Brunnen Wasser mit Eimern holen. Ein Mann kommt vorbei und fragt mich, warum ich den Brunnen fotografiere – die Kirche sollte ich fotografieren, die ist viel schöner…;-)
Inzwischen wird es schon langsam dunkel und wir machen uns auf den Rückweg. Als ich auf der Landstraße einen herbstlichen Baum zur Blauen Stunde als schönen Abschluss für diesen Tag fotografiere, hält ein Auto neben uns an und fragt, ob wir eine Panne haben und Hilfe brauchen. Hier braucht man sich wirklich keine Sorgen machen, die Menschen sind füreinander da und kümmern sich auch um Fremde…
Mittwoch, 30.11.2011
Im Atelier im Altenheim
Heute Morgen fahren wir nochmals zum Altersheim, bringen noch ein paar weitere Spenden mit und bekommen eine ausführliche Führung. Im Atelier wird fleißig gearbeitet und die in Handarbeit hergestellte Weihnachtsdekoration aus nahezu ausschließlich Naturmaterialien werden dann von Cumi mit nach Belgien genommen und dort verkauft. Damit die Bewohner des Altersheims auch geistig fit bleiben, kann hier auch z.B. gepuzzelt werden und die Uhr im Flur ist groß genug, dass auch sie zur geistigen Fitness anregt.
Bevor wir weiterfahren kommt noch eine kleine Überraschung: Alle anwesenden Personen haben sich für ein Gruppenbild zusammen mit uns versammelt.
Eine Station fehlt jetzt noch: Lelei, wo wir zu unserer Sorgenfamilie kommen: 17 Kinder und unzählige Enkelkinder und die Mutter ist seit 3 Jahren krank. Die 17 jährige Tochter ist mit dem jüngsten Enkelsohn auch anwesend. Zum Glück wird die Familie durch Paten in Italien unterstützt! Von uns erhalten sie mehrere Kisten mit Kleidung, Decken ein paar Kuscheltiere und natürlich auch etwas Schokolade.
Das Pflichtprogramm für uns ist damit vorbei. Wir haben sämtliche Kisten verteilt bzw. für die weitere Verteilung bei unseren Helfern vor Ort abgegeben und so können wir uns langsam auf den Rückweg machen.
Diesmal fahren wir nicht an einem Stück durch, sondern gönnen uns ein leckeres Abendessen in Oradea, in der Nähe der Grenze zu Ungarn, und übernachten bei einer Bekannten in Budapest. Nach ein paar schönen sonnigen Tagen in Rumänien haben wir mit Budapest leider nicht so viel Glück: Auf der Hinfahrt konnte ich die Hauptstadt Ungarns bei Nacht genießen, auf der Rückfahrt, gönnen wir uns eine kleine Sightseeingtour nach Buda mit einem wundervollen Blick auf die ganze Stadt, die an diesem Tag leider in einer Nebelsuppe liegt;-)
Wir haben eine Bitte erhalten aus dem Altenheim in Cehu Silvaniei! Es werden dringend gebraucht:
Essbesteck - Bettwäsche - Handtücher - Schlafanzüge - und Schuhe (für alte Leute, also keine Highheels und Ballschuhe!) - für Männlein und Weiblein!
Da es sich um keine Sachen handelt, die wahnsinnig viel Platz beim Transportieren benötigen, könnten sie spätestens mit unserer alljährlichen Weihnachtslieferung mitgehen, oder auch schon vorher kartonweise mit einzelnen Pkws mitverschickt werden.
Wer etwas aus der obigen Liste abzugeben hätte, das wär möglich in Kallmünz, Telefon: 09473/950055 (Uschy) oder in Wörth, Telefon: 09482/402042 (Dagmar und Franz)
Wär toll, wenn ihr uns helfen könntet! Vielleicht postet ihr es auch auf eurer Seite?
Danke!
Erzsi (Mitte) und Ioana (rechts) - die beiden unermüdlichen Organisatorinen des Altenheim
letzte Woche war ich auf meiner alljährlichen Christkindlfahrt in Rumänien.
Dank Ihrer Hilfe konnte ich meinen VW-Bus wieder einmal voll packen. Besonders Beate Richter (Fa. Tusch & Richter, Regensburg) sowie die Firma bfts-GmbH (Regensburg) hatten mit unzähligen Päckchen dazu beigetragen, dass mein Wagen ein wenig dem Weihnachtsmann-Schlitten ähnelte. Aber auch viele private Personen hatten mir noch viele liebe Kleinigkeiten mitgeschickt.
Obwohl wir Lebensmittel normalerweise in Rumänien kaufen, hatte ich diesmal 100 kg Zucker und 150 Liter Öl in Deutschland gekauft, da diese beiden Grundnahrungsmittel (unbegreiflicherweise!!) derzeit in Deutschland nur etwa die Hälfte kosten wie in Rumänien.
Am 22. November abends war es dann soweit - in den Wagen hätte absolut nichts mehr reingepasst! - und ich bin gestartet. Obwohl es stellenweise, besonders in Ungarn, stark geregnet hat, hatte ich eine problemlose Fahrt, und war gegen 5 h früh in Cehu Silvaniei (1300km).
Mit Mariana, die mich schon erwartete, haben wir erstmal die letzten Neuigkeiten besprochen.
In Rumänien ist die Krise immer noch Thema Nr. 1 - keine Rede von einem Aufschwung, wie man ihn in Deutschland ein wenig fühlt.
Seit Sommer diesen Jahres werden bei allen Staatsbediensteten (und viele private Firmen haben nachgezogen) 25% des Gehaltes einbehalten - zur Sanierung des Staatshaushaltes.
Konkret bedeutet das z.B. für Mariana (Kindergärtnerin in Cehu) dass sie seit Monaten statt umgerechnet 100 € Monatsgehalt nur 75 € ausbezahlt bekommt - und das bei einem Speiseölpreis von 2,-€/Liter!!! Auch andere lebensnotwendige Dinge haben durchaus ein Preisniveau wie in Deutschland. Noch während der Tage die ich in Rumänien verbringe wird am TV bekannt gegeben, dass in diesem Jahr das 13. Monatsgehalt nicht ausbezahlt wird!
Mariana sagt, dass eine allgemeine Lustlosigkeit sich breit macht - absolut niemand hat mehr Lust für solche Gehälter (die in der Mehrheit -selbst ohne Abzüge- weit unter dem Existenzminimum liegen) noch Arbeitsleistung zu erbringen.
Ich hatte Mariana erzählt, wie simpel diesmal meine Einreise nach Rumänien war - der Grenzbeamte hat nicht mal meinen Personalausweis sehen wollen - obwohl der Bus sichtlich randvoll war - keine Frage - nur ein müdes Handzeichen - und ein gemurmeltes "Gute Fahrt". Mariana erklärt es damit, dass auch die Grenzbeamten keine Lust haben, zu arbeiten.
Was ich an der Grenze eigentlich als sehr angenehm empfand - es hat auch eine trübe Kehrseite.
Wie soll ein Land vorwärts kommen, wenn NIEMAND mehr arbeiten mag?
Deutlich fühlbar ist dies im Strassenbau. Immer mehr Strassen (auch in den abgelegenen Gegenden in denen ich hauptsächlich unterwegs bin) wurden und werden repariert - oder sogar ganz und gar neu asphaltiert. Aus Brüssel gibt es viele Subventionen für den Strassenbau in EU-Neuland Rumänien! ABER - einige fangen jetzt schon an wieder kaputt zu gehen! Wie werden sie nach Winter und Frost aussehen? Ich denke mir, wenn die Strassenarbeiter mit der gleichen "Begeisterung" arbeiten wie die Grenzbeamten ..... !!!
Was mich (nicht zum ersten Mal!) in Rumänien beeindruckt, ist die Fröhlichkeit der Rumänen! Bin ich letztes Jahr wegen der Krise noch allerorts auf eine gewisse Depression gestossen - in diesem Jahr können sie schon wieder lachen die Rumänen! Ein mehrfach gehörter Ausspruch: Naja, uns Rumänen trifft die Krise nicht so hart wie andere Länder! - Schliesslich sind wir den Umgang mit Krisen gewöhnt - wir stecken seit Jahrzehnten in der Krise! Ja, das kann ich nach 21 Jahren Rumänienerfahrung bestätigen!
Am nächsten Morgen entladen Marcel und ich den Bus erstmal komplett. Die Pakete, die ich zuhause einfach nur nach dem Gesichtspunkt des Stauraums sortiert habe, werden nun nach Familien und Abladestationen sortiert - einiges lagere ich in Cehu erstmal zwischen --
Mariana erhält ein Drittel der Weihnachtspäckchen mit Spielzeug. Sie werden am 6. Dezember (Nikolaus) im Kindergarten in Cehu an alle Kinder verteilt werden. Ausserdem habe ich über Beate viele kleinere Pakete - mit Kleidung, Schuhen, Süssigkeiten (auf jedem Paket ist angeben ob Mädchen oder Junge und für welches Alter) -- eine Reihe davon lasse ich ebenfalls bei Mariana. Sie hat mit der Direktorin des Kindergartens gesprochen. Am 6. Dezember werden auch die Eltern der Kleinen an der Nikolausfeier teilnehmen - Mariana und die Direktorin, die die häuslichen Verhältnisse der Kinder ganz genau kennen, werden diese Päckchen - und eine ganze Reihe von Kinderschuhen, die ich diesmal dabei hatte - diskret an die entsprechenden Eltern verteilen. Mariana wird fotografieren - und sobald ich diese Fotos erhalten habe, werde ich sie noch in das entsprechende Fotoalbum mit hochladen.
Nachdem wir den Bus mit den Paketen, die für Zalnoc und Bobota bestimmt sind, wieder neu beladen hatten haben sich Marcel und ich auf die Fahrt gemacht.
Zuerst nach Zalnoc (70km) , wo die meisten der von uns unterstützten Familien wohnen. Gheorghe und seine Familie erwarten mich schon.
Sie haben mir wieder in dem neuen Zimmer ihres Hauses Platz gemacht - und wir laden dort die ganzen Pakete ab.
Anschliessend ruft er mir die schon wartenden Familienmütter einzeln herein - ich kann mir ihre jeweils ganz aktuellen Sorgen anhören, verteile die Briefumschläge mit dem Geld, und die entsprechenden Pakete. Zusätzlich erhält jede Familie Zucker und Öl - je nach Anzahl der Familienmitglieder.
Es gibt keine grossen Neuerungen im Vergleich zum Vorjahr - ausser, dass ich wieder einmal auf der Suche nach einem "Paten" bin.
Adalbert Budai, Hilfsarbeiter, Vater von 3 Kindern, (17 Jahre, 15 Jahre, 3 Jahre) bittet mich um Hilfe. Die beiden grossen Kinder besuchen das Gymnasium in Simleu. Ich kenne die Familie Budai seit fast 20 Jahren. Adalbert ist der einzig normalwüchsige Sohn der inzwischen verstorbenen Paraschiwa - alle anderen sind zwergwüchsig. Da alle Söhne der Familie fleissig und arbeitsam sind - trotz ihrer Kleinwüchsigkeit leisten sie volle Arbeit (minimalst bezahlte Hilfsarbeiten) - unterstützen wir die 4 Söhne sporadisch seit langem. Wie es Adalbert schafft, dass 2 seiner Kinder das Gymnasium besuchen - es sind ja nicht nur die dabei entstehenden Kosten, sondern es fehlt auch der Verdienst, den Kinder sobald sie ein wenig arbeitsfähig sind beisteuern, - ist mir ohnehin schleierhaft.
Adalbert sagt mir, dass alleine die Kosten für das monatliche Bus-Abonnement (Simleu ist knapp 30 km von Zalnoc entfernt) 40,-€/Kind kostet. Da wir alle grossen Wert auf eine gute Schulausbildung der Kinder legen (es gibt so viele Familien, die wir schon in der 2. Generation unterstützen, da die Kinder -ungebildet und unaufgeklärt- und deren Kinder heute in der gleichen Misere stecken wie vor 20 Jahren ihre Eltern) habe ich versprochen, dass ich versuchen werde, einen "Paten" zu finden, der zumindest diese monatlichen 80,-€ für die Buskosten übernimmt. Der Junge muss noch 2 Jahre zur Schule gehen - das Mädchen noch 4 Jahre.
Ausserdem hab ich in Zalnoc einen weiteren Teil der Weihnachtspäckchen mit Spielzeug abgeladen - Gheorghe und Florina haben sie mittlerweile an die Kindergartenkinder in Zalnoc verteilt.
Dann mache ich mich wieder auf die Fahrt. Ein Abstecher zu Oma Bratis in Bobota (10km). Eugenia kenne ich seit über 20 Jahren. Ihre beiden Enkelkinder waren damals im Kinderheim, da die Mutter ihre Kinder verlassen hatte, und die Oma keinerlei finanziellen Möglichkeiten hatte, die Kinder zu ernähren und aufzuziehen. Wir haben damals Paten gefunden, die eine regelmässige monatliche Unterstützung geleistet haben, und Oma Bratis hat die beiden Kinder aufs Beste grossgezogen. Andrei konnte das Gymnasium besuchen (welches er als einer der Besten abschloss) - und dank einer Gruppe um Inge Vogl (Metzingen) konnte Andrei anschliessend die Universität (Wirtschaft) besuchen, die er ebenfalls mit Bestnoten abschloss. Andrei arbeitet heute bei einem deutschen Autozulieferer in Satu Mare (auch sein Gehalt eher mässig, aber immerhin er hat seit vielen Jahren einen festen Arbeitsplatz) - seine Schwester Andrea seit einigen Jahren in Italien als Babysitterin. Oma Bratis ist glücklich, dass es ihren Enkeln gut geht - aber sie ist sehr alleine inzwischen - und natürlich ist auch ihre kleine Rente absolut unzureichend! Ich habe ihr ein wenig Öl und Zucker, einen Christstollen, ein bisschen Schokolade gelassen - und soviel Geld, dass sie eine an diesem Tage eingetroffene Fuhre Brennholz bezahlen kann.
Und damit war dieser lange Tag zu Ende, und ich bin zurückgefahren nach Cehu (60km).
Nach einer viel zu kurzen Nacht haben wir wieder angefangen den Bus zu beladen.
Unser erstes Ziel am Mittwoch war das Altenheim im Cehu Sivaniei (mit integrierter Tagesstätte für Kinder mit Down Syndrom).
Über dieses Altenheim gibt es viel zu erzählen, dies werde ich jedoch die nächsten Tage in einem gesondertem Artikel tun. Viel hatte ich -es war ja eine Christkindlfahrt- nicht dabei für das Altenheim. Einige Kartons mit guter Bettwäsche, Handtüchern, ein paar Wolldecken - und natürlich ein Karton Öl und ein 10kg Zucker. Ausserdem einige Kartons mit den Spielsachen für die Kindertagesstätte.
Die Initiatorin Elisabeth Crisan war gerade selbst anwesend - und hat sich sehr über meinen Besuch gefreut. Selbstverständlich habe ich auch eine Runde durch das ganze Heim gedreht. Es ist ein erfreuliches Erlebnis! Die alten Heimbewohner sind gut untergebracht, auf die verschiedenen Probleme der Bewohner wird individuell eingegangen, das Personal ist liebevoll, die Räume sind gut geheizt und blitzsauber.
Ein besonders erfreuliches Erlebnis ist der Besuch der kleinen Werkstatt. Die Alten sitzen an Laubsäge, an der Nähmaschine, sie formen Ton, sie bügeln Strohhalme, sie flechten Zweige und Halme. Man sieht ihnen deutlich an, wieviel Spass ihnen ihre "Beschäftigungstherapie" macht! Es entstehen hübsche kleine Bastelarbeiten (im Moment natürlich hauptsächlich für Weihnachten) mit denen nicht nur das Heim geschmückt wird, sondern die Elisabeth Crisan, dank ihrer Beziehungen nach Belgien, dort auch verkauft, und deren Erlös wieder dem Altenheim zugute kommt.
Rund ums Haus (der letzte Umbau wurde erst vor kurzem fertig gestellt) sind noch immer viele Arbeiten im Gange.
Vor dem Haus parkt "unser" VW-Bus. Diesen haben wir vor über 10 Jahren von der Firma SATA (Kornwestheim) für unseren Verein und unsere Lieferungen nach Rumänien geschenkt bekommen.
Als vor einigen Jahren bei uns der Entschluss fiel, dass wir (hauptsächlich aufgrund der stark gestiegenen Transportkosten) nicht mehr viele Hilfsgüter nach Rumänien transportieren werden - (überwiegend fahren wir heute mit Geld nach Rumänien, und übergeben entweder das Geld, oder kaufen vor Ort alles benötigte ein) haben wir den Wagen dem Altenheim (getragen durch die fundatie Rainbow) übergeben.
Hier leistet dieser kleine Bus täglich Schwerarbeit. Personentransport - Krankentransport - Warentransport ... ein wichtiges Stützbein für das Heim. Entsprechend liebevoll wird der Wagen auch gepflegt - trotz der Jahre die er schon auf dem Buckel hat, trotz der vielen Kilometer auf den schlechten rumänischen Strassen -- er ist top in Schuss! Ein erfreuliches (und für Rumänien leider nicht unbedingt typisches) Erlebnis!
Nach diesem befriedigendem Besuch mache ich mich wieder auf den Weg - nun ins knapp 20 km entfernte Lelei.
Hier wohnt eins meiner derzeit grössten Sorgenkinder - die Familie Ghivirighe.
Mutter Jolan (55 Jahre) hatte 17 Kinder (eins davon ist im Alter von 12 Jahren ertrunken) - und unzählige Enkelkinder. Eigentlich jedes Jahr, wenn ich komme, ist ein neues hinzugekommen. Ehemann Peter, der früher als Traktorist in einer landwirtschaftlichen Genossenschaft gearbeitet hatte, ist seit deren Schliessung vor über 17 Jahren arbeitslos - er (und alle grösseren Kinder) halten sich seit Jahren von Hilfsarbeiten aller Art über Wasser. Einige Hilfen erhält die streng gläubige Familie durch die Kirche -- viele Hilfen seit Jahren durch eine "Patenfamilie" in Italien.
Jolan ist seit über einem Jahr schwer krank. Ich bekomme ungenaue, unlogische Schilderungen über ihren Zustand, ein Arzt in Cehu hat mir gesagt, dass es Leberkrebs sei - ob es stimmt? Ich weiss es nicht. Tatsache ist, dass sie im Laufe des Jahres mehrmals operiert wurde, insgesamt sieht sie etwas besser aus als im vergangen Jahr - aber ihr Leib ist dick aufgetrieben - und laut Aussage von Jolan und Ehemann Peter soll Jolan nochmals operiert werden (an der Leber?) - dazu muss sie allerdings nach Tirgu Mures ins Krankenhaus (knapp 250 km von Lelei) da weder das Krankenhaus von Zalau, noch dieses von Cluj Napoca die entsprechenden Operationsmöglichkeiten haben. Auch wenn die eigentliche Behandlung kostenlos ist - Transporte, Verpflegung im Krankenhaus, das gesamt Drumherum -- alles kostet! Woher soll die Familie das Geld nehmen?
Jolan, die mich seit 20 Jahren kennt, fleht mich an (im Beisein ihres 12 jährigen Sohnes Bernard!): "Wenn ich sterbe - bitte sorgen Sie dafür, dass wenigstens dieses Kind (eine Handbewegung in Richtung Bernard) irgendwie versorgt wird. Bitte - er soll nicht auf der Strasse landen!"
Ich sehe die weit aufgerissenen Augen ihres Sohnes - und mein Herz ist so schwer. Hier ist auch mit Geld und Waren nicht zu helfen! Ich kenne den Jungen seit seiner Geburt - und mein Mutterherz kann den Blick aus den dunklen, erschrockenen Augen dieses traurigen Kindes kaum ertragen.
Anschliessend mache ich noch einen kleinen Rundgang durch das kleine Haus, welches im Moment praktisch 4 Familien beherbergt.
Abgesehen von der einzig geheizten (sogar frisch getünchten) "guten Stube" der Eltern - eine einzige Katastrophe! Ich spare mir alle Worte, und lasse die Fotos sprechen, die ich gemacht habe.
Nachdem ich viele Pakete (Lebensmittel, Süssigkeiten, Spielzeug, Schuhe, Kleidung - auch hier bleiben wieder einige der Pakete, die Beate so liebevoll für Kinder gepackt hat) abgeladen habe, übergebe ich noch den Geldumschlag, und mache mich wieder auf den Weg.
Meine letzte Station führt mich nach Somes Odorhei (51 km von Cehu).
Hier wohnt eine Freundin und Helferin von mir - Vio. Sie hat jahrelang als Kindergärtnerin in Somes Odorhei gearbeitet (seither gehört auch dieser Kindergarten zu "unseren" Zielen) - vor einigen Jahren hat sie ein Abendstudium absolviert, und arbeitet jetzt als Lehrerin an der Grundschule. Bei Vio lasse ich nun das letzte Drittel der Weihnachtskartons mit Spielsachen - auch diese werden an Nikolaus im Kindergarten verteilt - sowie einige Kartons an die kleinen ABC-Schützen von Vios Schule.
Anschliessend sitze ich noch ein wenig mit meiner Freundin zusammen - und wir plaudern. Auch hier die "normale" Situation einer Mittelstandsfamilie:
Vio als Lehrerin ist ebenfalls von der 25%igen Gehaltskürzung betroffen (sowie der Streichung des 13. Monatsgehaltes) -- Vios Mann -der bei einem westlichen Auto-Zulieferer in Satu Mare gearbeitet hatte, wurde als eines der ersten "Krisenopfer" schon im Dezember 2008 arbeitslos - erst jetzt, nach fast 2 Jahren hat er wieder eine Stellung gefunden - im Strassenbau bei Cluj! Die rund 120km dahin muss er auf eigene Kosten bewältigen - er arbeitet von Montag bis Freitag - und schläft in dieser Zeit in einem Camp für die Arbeiter. Ob die Arbeit über den Winter andauern wird, kann bisher noch niemand sagen. Ob das kleine (derzeit ebenfalls um 25% gekürzte) Gehalt eines Strassenarbeiters die mit diesem Arbeitsplatz verbundenen Unkosten abdecken wird? Vio weiss es noch nicht.
Auf jeden Fall fehlt die Arbeitskraft ihres Mannes bitter während der Woche - ohne die Schweine, das Geflügel, den grossen Gemüse-Garten (und der damit verbundenen Arbeit) könnte auch diese "normale" Mittelstandsfamilie kaum überleben.
Abends bin ich wieder in Cehu, wo ich mich endlich einmal ausschlafe.
Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Heimweg (ca. 1300km).
Eine kleine (und sehr typische) Episode erlebe ich noch unterwegs.
Auf den ersten Kilometern nach Cehu fährt vor mir ein grosser offener Lkw - beladen mit Erdklumpen. Beim Überfahren einer Bodenunebenheit fällt ein riesiger Klumpen auf die Strasse - mir praktisch direkt vor das Auto! Solches ist in Rumänien (dem Land der unvorstellbaren Transporte) gar nichts Ungewöhnliches - und ich umfahre den Klumpen. Etwa 100 Meter später bleibe ich stehen, und steige aus dem Auto.
Am Strassenrand steht ein "alter Bekannter" - ein Strommasten -- sooo schief, dass man denkt, er würde jeden Moment umfallen. Aber -typisch rumänisch!- er fällt nicht um - und er wird auch nicht aufgerichtet! Ich mache mir einen Spass daraus, genau den selben Strommasten jedes Jahr wieder zu fotografieren.
OK, ich mache mein Foto, steige ein - und werde an der Weiterfahrt gehindert!
Der Fahrer des Lkws -ein sehr junger Mann- hat die Strasse blockiert - hält mich auf - und beginnt ungefragt mit lautstarken Versicherungen, dass er schon bemerkt hat, dass er einen Erdklumpen verloren hat - dass er sofort umkehren wird, und die Strasse säubern .... ! Ich bin so überrascht, dass es mir nicht durch den Sinn kommt, ein kleines Spielchen zu spielen - und ihn die Strasse säubern zu lassen. Ich musste lachen, und hab ihm versichert, dass ich lediglich den Strommasten fotografiert habe - und nicht ihn, seinen Lkw oder den Erdklumpen.
Der Mann ist sehr erleichtert! bedankt sich (wofür eigentlich?) -- steigt in seinen Lkw, und fährt los, ohne dem Erdklumpen, der nach wie vor mitten auf der Strasse liegt auch nur einen Blick zuzuwerfen!
Ich habe noch eine ganze Zeit über diese kleine Geschichte nachgedacht.
Rumänien - ein Land zwischen Balkan und Europa - zwischen Diktatur und Demokratie - zwischen Anarchie und Neuordnung - zwischen gestern und heute!
Der Lkw-Fahrer - sicher zu jung, um die Diktatur noch miterlebt zu haben, er weiss ganz genau, dass man eigentlich so laden müsste, dass nichts auf die Strasse fällt (was in Rumänien bisher noch nie jemanden interessiert hat, auch die Polizei nicht) - er weiss auch, dass wenn es schon passiert, er die Gefahr für andere von der Strasse räumen müsste - aber es interessiert ihn nicht! Er verschwendet mit Sicherheit keinen Gedanken daran, dass dieser Klumpen tatsächlich eine Gefahr darstellt - aber in dem Moment als er bemerkt, dass er fotografiert wird -- sofort hat er Angst! vor wem eigentlich? - und vor was? vor Geldstrafe? dem Verlust seines Arbeitsplatzes? Die Lüge, dass er den Klumpen sowieso sofort entfernen wollte -- sie sprudelt so ehrlich - so überzeugend aus ihm heraus ! Dann Entwarnung - es war ein Missverständnis! ich habe mich gar nicht für ihn interessiert! Nicht mal jetzt, als er doch schon steht, schon ausgestiegen ist ..... es kommt ihm nicht in den Sinn, den Klumpen nun tatsächlich von der Strasse zu entfernen!!
Das Ganze ist so typisch für Rumänien und seine Bewohner! Mittlerweile herrscht ein klares Bewusstsein, wie es eigentlich sein sollte - doch ohne Angst vor Strafe wird dieses Bewusstsein - ganz bewusst ignoriert. Wie soll ein Land, Gesetze, Politik, eine Wirtschaft, die sich an EU-Recht anlehnen, umsetzen, wenn die Bevölkerung noch völlig in den alten Mustern verfangen ist?
Muss ich es hinschreiben? Bevor auch ich mich wieder auf die Fahrt gemacht habe -- ich habe den Erdklumpen von der Strasse in den Strasssengraben gekickt! Es hat mir einige Mühe gemacht - aber auch das gute Gefühl, dass dieses -nach Einbruch der Dunkelheit bestehende Gefahrenpotential beseitigt ist!
Aber ich lebe ja auch seit meiner Geburt in einem Land, in dem der Strassenverkehr lebhaft ist - und man Sicherheitsvorkehrungen trifft, auch wenn man nicht damit rechnen muss, dass man bestraft wird!
Trotzdem bin ich froh, dass mich niemand dabei beobachtet hat - ich wäre wohl für verrückt erklärt worden!
Die noch vor mir liegenden 1300 km habe ich ohne jede Schwierigkeit bewältigt - das wundervolle Wetter welches mich schon in Rumänien begleitet hatte, steht mir auf dem ganzen Weg getreulich zur Seite.
Der seit Tagen vorhergesagte Schnee beginnt erst nach meiner Heimkehr zu rieseln - und zwar in allen Ländern, die ich eben erst bereist habe.
Wieder einmal habe ich es rechtzeitig nach Hause geschafft!
Nun verbleibt mir nur noch, mich bei Ihnen allen zu bedanken, die uns in diesem Jahr unterstützt haben, dass ich die Weihnachtsfahrt so erfolgreich durchführen konnte.Wie Sie sehen können - jeder Euro ist ganz direkt und ungeschmälert bei den Bedürftigen angekommen.Im Namen all jener, die -dank Ihnen und Ihrer Hilfe- ein wenig den Zauber von Weihnachten erleben dürfen, wünsche ich Ihnen allen Frohe und gesegnete Weihnachten - und ein gesundes Neues Jahr
Ihre Uschy Schlichtinger 1. Vorsitzende der Familienhilfe für Rumänien e.V.
Sollten Sie noch im nachhinein ein wenig helfen wollen:Unser Spendenkonto ist ganz leer!Ich habe bis auf 10.-€ alles abgeräumt - und auch ausgegeben!
Im Buddhismus heisst es, dass es Glück bringt, wenn man einem Bettelmönch etwas gibt! Ich bin zwar kein Mönch, aber trotzdem auf Betteltour !!
Am 23. November werde ich für einige Tage nach Rumänien fahren - die alljährliche Christkindl-Tour steht vor der Tür.
Einiges haben wir auf unserem Spendenkonto - viele Päckchen sind schon gepackt - aber ich weiss aus Erfahrung, dass es nie genug ist!
Deshalb möchte ich Sie alle bitten, wer vielleicht eine kleine Weihnachtsspende machen möchte - bitte denken Sie an "unsere" Kinder in Rumänien. Es müssen keine grossen Spenden sein! Jeder Euro (und auch jeder Cent) kommt den Kindern ganz direkt zugute! Damit Sie sich ein wenig vorstellen können, was wir mit dem Geld machen, füge ich anschliessend den Bericht der Weihnachtsfahrt von 2009 an.
Und vielleicht stimmt es ja, was der Buddhismus sagt: Einem Bettelmönch etwas zu geben bringt Glück! Versuchen Sie es mal! Danke!
dank Ihnen allen haben wir es wieder geschafft eine VW-Bus- Ladung voll Hilfsgüter zusammen zu stellen, und auch unser Portemonnaie war trotz der Krise soweit gefüllt, dass ich mich auf die traditionelle Weihnachtsfahrt begeben konnte.
Ich war wie immer mehr als voll beladen mit Weihnachtspaketen, die hauptsächlich von Beate Richter (Fa. Tusch & Richter) zusammengestellt und liebevoll gepackt waren.
Auch einige andere "Paten" hatten mir Pakete für "ihre" Familien in Rumänien übergeben.
Der "Rest" waren Lebensmittelpakete, die ich für die besonders kinderrreichen Familien zusammengestellt hatte, sowie jede Menge Süssigkeiten für die Kinder.
Am Mittwoch nachmittag konnte ich von hier abfahren, da ich mit dem Wetter grosses Glück hatte, war ich nachts um 3h in Cehu Silvaniei.
Mit Mariana (meiner unermüdlichen "Mittelmännin") hatte ich noch nachts die einzelnen Notfälle besprochen, und auch wo jeweils am dringendsten geholfen werden muss bzw. kann. Am frühen Morgen haben wir die Liste erstellt, wer wieviel Geld erhalten würde.
Zusammen mit Marcel haben wir dann den Bus entladen, und ihn entsprechend den Abladestellen wieder bepackt. Die Pakete für einige Familien in Cehu, die Kindergärten in Cehu und Somes-Odorhei habe ich zurückgelassen, und mich dann auf die Rundreise gemacht.
Mein erstes Ziel war Zalnoc, wo die meisten der von uns unterstützten Familien leben. Gheorge Girzau hatte bereits die entsprechenden Familien informiert, und sie warteten bereits auf mich vor dem Haus der Ghirzaus.
Gheorge hatte mir einen Tisch vorbereitet, und rief die Mütter der Familien jeweils einzeln herein. Ich konnte so mit den einzelnen Familien ungestört sprechen und auch gemeinsam überlegen wie es weitergehen könne. Nach der Geldübergabe erhielten die Familien dann die jeweils für sie zusammengestellten Pakete. Da die Kinder der Familien um diese Zeit noch in der Schule bzw. Kindergarten waren, konnten die Eltern die Päckchen mit nach Hause nehmen, wenigstens in diesen Familien ist es sicher, dass das "Chriskind" kommen wird, in allen Päckchen waren Spielsachen und viele Süssigkeiten für Kinder.
Die Familien die keinen festen Paten in Deutschland haben, erhielten von mir die Lebensmittelpäckchen.
Es waren alle sehr froh. Die Hilfen kamen mehr als gerufen. Die Situation die ich vorfand, war schlechter als in all den letzten Jahren.
Das grosse Thema ist "die Krise" - selbst 6jährige haben mir erzählt, dass es diesmal im Kindergarten keine Süssigkeiten zur Weihnachtsfeier gab - wegen der Krise!
Alle der deutschen und japanischen Firmen (viele Autozulieferer) die ihre Produktionsstätten nach Rumänien verlegt haben, haben sehr viele der Angestellten und Arbeiter entlassen - auch rumänische Fabriken entlassen täglich Arbeiter - mangels Aufträge. Andere Arbeitsstellen sind nicht in Sicht. Dies zieht Kreise. Die entlassenen Arbeiter kümmern sich nun selbst um ihre Dinge, wie Brennholzbeschaffung, Garten- und Felderbestellung, -- für Diejenigen die diese Arbeiten vorher meist gegen Lebensmittel statt Geld übernommen hatten, fällt selbst dieser kleine Verdienst weg.
Niemand hat Geld, niemand kauft irgendetwas. Dies bringt wiederum viele der kleinen Ladenbesitzer, der Christbaumverkäufer, der Frisöre, der Blumenhändler, der kleinen Restaurants und Cafés an den Rand des Ruins.
Alle Schulen und Kindergärten hatten im November eine Woche, und jetzt im Dezember eine Woche geschlossen. Die Lehrer und Kindergärtnerinnen mussten eine Woche unbezahlten Urlaub nehmen. Für viele Kinder ist die kleine Mahlzeit die sie in Schule oder Kindergarten erhalten oft die einzige sichere Mahlzeit des Tages.
Es sind immer die Kinder, und die ganz Alten mit ihren winzigen Renten, die als erstes unter dieser Not zu leiden haben. In vielen Familien reicht das Geld nicht einmal für das erforderliche Brennholz.
Ich habe das Geld welches ich dabei hatte immer noch einmal geteilt, und noch einmal gestreckt, um wenigstens überall ein wenig Hoffnung zu hinterlassen.
Nach knapp 3 Stunden hatte ich alle Sorgen der Zalnocer Familien gehört - und alles verteilt, was ich für sie dabei hatte.
Es gab viele Tränen. Tränen der Freude, aber auch Tränen der Not und der Scham.
Und wie immer - meine Güter, mein Geld was mit zur Verfügung stand - es war viel zu wenig.
Dann habe ich mich auf den Rückweg gemacht, und in Bobota der Eugenia Bratis einen kleinen Besuch abgestattet. Die Situation im Hause Bratis ist mittlerweile etwas entspannter, da die beiden Enkelkinder die Eugenia aufgezogen hatte (Andrei konnte sogar die Universtät abschliessen) einigermassen auf eigenen Beinen stehen. Andrea arbeitet als Haushaltshilfe und Kindermädchen in Italien, Andrei in Satu Mare (bei einem deutschen Autozulieferer). Eugenia erzählte mir, dass sie derzeit Schulden hat bei diversen Nachbarn und dem Pfarrer, da sie verschiedenen medizinische Behandlungen benötigte, die sie sonst nicht hätte bezahlen können. Auch hier habe ich ein wenig Geld gelassen. Wieder Tränen.
Meine nächste Station war die Familie Ghivirighe, momentan wieder einmal ein Sorgenkind. Mutter Jolan (die 17 Kindern das Leben geschenkt hat) wurde inzwischen operiert. Eine weitere OP, die eigentlich geplant war, konnten die Ärzte aufgrund ihres schlechten Allgemeinzustandes nicht durchführen. Die diversen Berichte über ihren Gesundheitszustand sind so unsinnig und widersprüchlich - ich glaube, dass sie selbst nicht verstanden hat, was ihr eigentlich fehlt, und was medizinisch getan oder auch nicht getan werden kann. Der Arzt in Cehu sagte mir, dass es sich wohl um Leberkrebs handelt - in welchem Stadium ? Niemand kann es mir wirklich sagen. Aber es geht Jolan sichtbar sehr schlecht. Als ich ankam, sind wir vor der Haustür aufeinander getroffen. Ein Teil der Familie kam gerade von einer Beerdigung zurück. Ein 4 Monate altes Enkelkind von Jolan war gestorben - ich konnte nicht mehr nachvollziehen von welcher Tochter oder welchen Sohn es das Kind war, obwohl ich die Familie seit fast 20 Jahren kenne. Das kleine Haus ist immer überbevölkert - immer voll mit immer neuen Kindern, Enkelkindern ... Die streng religiöse Einstellung der Familie hilft ihnen zwar ihr Leben zu ertragen, verbietet aber auch Empfängnisverhütung. Ich kann es bis heute nicht verstehen - ich kann nur helfen, dass wenigstens die überlebenden Kinder nicht zu sehr hungern. Die Kinder sind unschuldig. Unschuldig und hungrig.
Einer von Jolans Söhnen (Peter 25 Jahre) hatte bis zum Frühjahr in Ungarn gearbeitet, und konnte von dem Verdienst für verschiedene Hilfsarbeiten immer wieder etwas Geld nach Hause schicken. Seit dem Sommer ist er wieder zuhause. Krise auch in Ungarn! Er hat zusammen mit seiner jungen Ehefrau und dem 7 Monate altem Söhnchen ein Hinterzimmer des Hauses bezogen - eine einzige Katastrophe! Keine Heizung, kein Strom, kein Essen! Das Dach ist undicht, die Lumpen auf dem Bett sind feucht und klamm - die Wände des Lehmhauses sind undicht - man sieht Spuren und Gänge von Ratten.
Wenigstens hatte ich wirklich viele Lebensmittel für diese Familie dabei, und auch einiges an Geld. Ein weiteres Monat "Leben" ist gesichert.
Gegen 17h bin ich ziemlich erschöpft in Cehu angekommen. Zusammen mit Mariana und Adrienn haben wir einige der verbliebenen Pakete geöffnet, und anhand von Listen viele kleine Tütchen zusammengestellt. Rund 100 Kinder sollen am Freitag vom Weihnachtsmann im Kinderhort bedacht werden. Mariana und ihre Kolleginnen hatten dafür extra ein Weihnachtsmann-Kostüm besorgt.
Ausserdem haben wir auch wieder kleine Päckchen mit Kleidung, Spielzeug und Süssigkeiten für arme kinderreiche Familien in Cehu zusammengepackt.
Die Geschichten über die Armut reissen diesmal nicht ab. Mariana, die im Kinderhort in Cehu arbeitet, erzählt mir, dass sie vor einigen Wochen im Kinderhort überall kleine schwarze Flecken gefunden hat. Sie haben gesucht, woher diese wohl kommen. Ein kleiner Junge hatte sie verteilt. Mit seinen Hausschuhen. Sein Vater hatte die völlig durchlöcherten Schuhe mit Bitumen bestrichen. Zuhause war es so kalt, dass dieses fest wurde. Im geheizten Kindergarten wurde es wieder weich, und der kleine Kerl hat überall Spuren hinterlassen. Sichtbare Spuren der Armut!
Wir suchen einige Kinderschuhe aus den Päckchen, und bringen sie zu dieser Familie. Es gibt so viele Familien, die keine Schuhe für ihre Kinder kaufen können.
Später - es ist mittlerweile schon dunkel - mache ich mich mit Adrienn auf eine kleine Stadtrundfahrt in Cehu. Wir bringen Tüten mit Spielzeug und Süssigkeiten zu mehreren Familien. Alle Häuser die wir betreten, sind eiskalt, es riecht sauer und unangenehm, in den meisten ist es dunkel. Die beschenkten Kinder haben leuchtende Augen, die Mütter weinen. Bei diesen Familien habe ich keine Fotos mehr gemacht - ich wollte die Scham der Mütter nicht noch vergrössern, aber vergessen werde ich die Bilder in meinem Gehirn nicht so schnell.
Gegen 20h hatten wir alles aber wirklich alles verteilt, mit Ausnahme der Tütchen, die der "Weihnachtsmann" am nächsten Tag im Hort verteilen wird.
Zusammen mit Mariana und Marcel haben wir abends noch ein wenig Bilanz gezogen - besser und effektiver hätten wir Geld und Sachspenden nicht einsetzen können!
Meine Rückreise am Freitag verlief problemlos und schnell. Heute schneit es in Rumänien - ich habe meine Weihnachtsfahrt gerade noch rechtzeitig beendet. Wahrscheinlich hat uns das Christkind begleitet.
Nun bleibt es mir nur noch, mich bei Ihnen ganz herzlich zu bedanken, dass Sie auch in diesem Jahr an die Kinder in Rumänien gedacht haben - jede Spende, auch wenn sie klein ist, hilft uns helfen - wir versuchen mit jedem Euro die maximale Hilfe zu leisten.